22. April 2021: Offener Brief der NDV an den Kultusminister

Sehr geehrter Herr Minister,

seit über einem Jahr beeinträchtigt die Pandemie unser Leben – sei es im privaten, sei es im beruflichen Kontext. Seit über einem Jahr haben wir in der NDV versucht, unsere Praxis-Expertise nicht mit öffentlichkeitswirksamen Parolen, sondern durch Hintergrundgespräche und konkrete Vorschläge einzubringen. Das ist leider nur unzureichend oder gar nicht angenommen worden. Nicht in entscheidungsoffenen Situation war unser Rat gefragt, sondern wir wurden informiert, wenn die wesentlichen Antworten schon gegeben waren. Mehr als einmal hat das zu erheblichen Problemen bei der praktischen Umsetzung geführt, zu Unruhe und vermeidbaren Stress-Situationen in den Schulen.

Im Moment erleben wir ein für diese Diagnose weiteres hochsignifikantes Beispiel: Die Einführung von Schnelltestungen. Seit den ersten Vorgaben und Plänen noch vor den Osterferien bis heute kann man diesen Prozess als eine Kette von Fehleinschätzungen, mangelnde Antizipation von Problemen und unzureichendes Krisenmanagement beschreiben. Schulleitungen und Lehrkräfte sind in ihrem äußerst belastenden Alltag ohne Not in Überlastungsszenarien hineingedrängt worden. Diesen Zustand dürfen und wollen wir nicht weiter hinnehmen.

Die NDV fordert daher endlich eine mittelfristige Teststrategie, deren Konzeption uns erkennbar mittelfristig aus den Einschränkungen der Pandemie hinausführen will.

  1. Die Testpflicht muss als Voraussetzung für Teilnahme am Schulbesuch verbindlich sein. Ohne aktuelles negatives Testergebnis kein Zugang zu Schulen. Auch im Hinblick auf die Minimierung des Infektionsrisikos für Lehrkräfte ist das unerlässlich.
  2. Das Prinzip der Selbsttestung muss sich an einem konkreten Ziel orientieren: Das möglichst schnelle Erreichen des Szenarios A.
  3. Die Tests müssen verlässlich in den Schulen ankommen: DHL-Trackingnummern sind bekannt zu geben, damit das Eintreffen vorher geplant werden kann.
  4. Die Tests müssen rechtzeitig in den Schulen ankommen – in der Regel in der Mitte einer Woche, damit sie für die Testungen der darauffolgenden Woche verfügbar sind.
  5. Die Tests müssen in ausreichender Zahl in den Schulen ankommen, so dass die Ausgabe einmalig für zwei Wochen erfolgen kann.
  6. Die Tests müssen in Einzelsets oder kleinen Paketen geliefert werden, so dass sie ohne zusätzlichen logistischen Aufwand weitergegeben werden können. Große Gebinde von Einzelteilen sind auszuschließen.


Dies ist eine konkrete Reaktion auf das, was wir in den letzten Wochen beobachtet haben. Darüber hinaus gibt es auf dem Weg aus der Pandemie noch zahlreiche weitere Probleme zu lösen. Wir erwarten für die Zukunft im Interesse der Eltern, Schüler und Kollegien, entschieden professionellere Formen der Zusammenarbeit.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Wolfgang Schimpf
Vorsitzender Niedersächsischen Direktorenvereinigung